BeOS - Alternatives Betriebssystem


By admin - Posted on 11 April 2009

Das Betriebssystem BeOS ist eine Frischzellenkur für den PC: Es läuft schnell, stürzt nicht ab und benötigt wenig Speicherplatz.
Eine Alternative zu Windows? BeOS - Screenshot Daß mein PC so was kann, hätte ich nie geglaubt", soll ein INTEL-Manager gesagt haben, als er das erste Mal eine Vorführung von BeOS sah - wenig später kaufte der Chiphersteller für einen geheimgehaltenen Millionenbetrag zehn Prozent der amerikanischen Softwarefirma "Be".  Ungläubiges Staunen ist die normale Reaktion beim Publikum, wenn die Leute von Be zu Maus und Tastatur greifen: Auf dem Monitor erscheint etwa ein Buch, auf dessen Seiten beim Umblättern verschiedene Videofilme ablaufen; aus den Computerlautsprechern ertönt Musik, während im Takt dazu farbige Balken über den Bildschirm zucken; einen Mausklick später fließen Buchstaben über die Seiten eines Layout-Programms und schmiegen sich in Sekundenbruchteilen an ein Foto, das im Text plaziert wurde. Und im Hintergrund füllt sich ein Fenster mit frisch gerechneten bunten Apfelmännchen-Fraktalen.  BeOS ist eine Frischzellenkur für Computer-. Wenn das Betriebssystem die Kontrolle über die Elektronik übernimmt, laufen Videos ohne zu ruckeln, auch wenn die Textverarbeitung nebenher ein Schriftstück druckt. Programme starten in Sekunden.  Der Franzose Jean-Louis Gassèe, 55, gründete Be, nachdem er mit ein paar Getreuen die Computerfirma Apple verlassen hatte. "Alle Betriebssysteme, egal ob Apples MacOS oder Microsofts Windows, sind im Laufe ihrer Entwicklung so verworren und schwerfällig geworden, daß wir einfach noch mal ganz von vom anfangen wollten", erklärt Gassèe seinen Schritt.  Der Start von Null brachte ein extrem schlankes System hervor. BeOS kommt mit etwa einer Million Programmzeilen aus Windows dagegen ist inzwischen auf geschätzte 35 Millionen angeschwollen. Weniger als 20 Sekunden braucht ein mit BeOS ausgestatteter PC zum Start; auch die zugehörigen Programme geraten deutlich kleiner und flinker als üblich.  Ein so radikaler Bruch mit der Tradition hat seinen Preis: Unter BeOS läuft keines der marktüblichen Softwarepakete, wie Textverarbeitung oder Tabellenkalkulation. Alles muß neu geschrieben oder in die Be-Welt übersetzt werden.  Bislang ist das Angebot dürftig. Außer dem Nötigsten, darunter ein recht weit gediehenes Textverarbeitungs- und Layoutprogramm, existieren fast nur Demo-Software und trickreiches Spielzeug.  Die ersten Jahre konzentrierten sich Gass6es Entwickler auf Apples MacintoshRechner - ein Irrweg, denn Apple-Computer machen weniger als ein Zehntel der verkauften PC aus, entsprechend liegt der Bedarf für ein alternatives Betriebssystem zur Macintosh-Software nahe Null. Doch seit vor etwa einem Jahr die erste Version für PC mit Intel-Prozessoren erschien, wächst das Interesse an BeOS von Tag zu Tag.  Die nun vorgestellte Version 4.5 gilt als ausgereift. Die Installation gelingt auch Laien mühelos, das äußerst absturzsichere Innenleben entstammt der Unix-Welt der Profis, doch es bleibt dem Benutzer unter einer Windows-ähnlichen Oberfläche verborgen. Informationen unter www.be.com im Internet.  Gasseè hat eine ideale Marktnische für das BeOS ausgemacht: die Audio- und Videoproduktion. Auf der letzten Musikmesse in Frankfurt, dem Mekka der Branche, kündigten fast alle bedeutenden Hersteller von Musiksoftware an, bis zum nächsten Jahr BeOS-Versionen ihrer Programme herauszubringen.  Deren Programmierer ärgern sich schon lange mit Windows herum. Immer wieder müssen sie mit Tricks und Kniffen die Schwächen des Microsoft-Systems umgehen, denn die Architektur von Windows war in seiner Historie nie für den Umgang mit Audio und Videodaten gedacht. Zwar besserte Microsoft immer wieder mit Zusätzen wie "Direct-X" die ärgsten Mängel nach, doch gelten diese Anstrengungen bei Entwicklern nur als hackeliger Notbehelf.   "Fast jedes Stück Musik, das man im Radio hört, war in Laufe seiner Entstehung auf einer Festplatte gespeichert", meint Gassée, "das ist ein Riesenmarkt. "  Der Be-Chef setzt auf friedliche Koexistenz mit Windows. Nach der Installation kann der Benutzer beim Einschalten des PC entscheiden, welches System gestartet werden soll. Läuft BeOS, kann der Computer trotzdem auf Daten aus dem Windows-Teil der Festplatte zugreifen.  Doch weil nur wenige Hersteller von Computerkomponenten, wie Grafikkarten oder Druckern, bereit sind, Treibersoftware für das Alternativ-System zu entwickeln, funktioniert BeOS derzeit bloß mit ausgesuchten PCKonfigurationen.  Ein paar PC-Firmen jedoch bieten das alternative Betriebssystem sogar schon vorinstalliert an.Für Wirbel sorgte letzten Monat die Ankündigung einiger Hersteller von Billigcomputern, sie wollten künftig das preiswerte BeOS einsetzen, statt den "Microsoft-Strafzoll" zu entrichten. Seine Multimediafähigkeiten, Robustheit und geringer Speicherbedarf sind ideal für Settop-Boxen, die dem Internet-Zugang am Fernseher dienen, oder ähnliche Geräte.  Knapp 100 Millionen Mark hat die fast zehnjährige Entwicklung von BeOS bisher verschlungen. Nach den hektischen Maßstäben des Silicon Valley ist es fast ein Wunder, daß die Firma noch existiert. Letzte Woche ging Be an die Börse. Ein Kursfeuerwerk wie sonst bei allem, was mit dem Internet zu tun hat, blieb aus zu ungewiß erscheinen die Überlebenschancen einer Be-Enklave im Microsoft-Universum.  Doch Gasseè strahlt die Ruhe eines ZenMönchs aus und meint zur Zukunft von Be nur weise: "Manche Dinge brauchen ihre Zeit. Auch mit neun Frauen kann man ein Kind nicht in einem Monat zur Welt bringen."